die maler DeCinti und Villalón in der Galerie Arauco

von Bernd Zachow

Die Bilder zweier in Madrid lebender Chilenen, die das heutige Leben in einem historisch anmutenden Stil malen, zeigt die auf Lateinamerikanisches spezialisierte Galerie Arauco am Trödelmarkt.

Die Maler Alejandro DeCinti und Oscar Villalón sind erklärte Traditionalisten. Seit vielen Jahren leben und arbeiten die beiden gebürtigen Chilenen in Spanien eng zusammen, von wo ihre Vorfahren einst nach Südamerika ausgewandert sind. Auch künstlerisch bekennen sie sich zu ihren europäisch-iberischen Wurzeln. Ihre bei Arauco gezeigten Porträts und Stadtlandschaften wirken wie die letzten Manifestationen eines Malstils, der im „goldenen Zeitalter“ Spaniens im 17. Jahrhundert entwickelt und für die Kunstgeschichte der Zeit bestimmend wurde. Alejandro DeCinti ist ein international geschätzter Porträt-Maler, dessen Arbeiten durchweg sicheres Können demonstrieren. Beeindruckend ist allemal die Bravour des Pinselstrichs, aber nicht weniger seine raffinierte Art, die Farbmaterie stellenweise zu zerstäuben, zu verreiben und zu verwischen. Besonders wichtig ist aber DeCintis Auftraggebern aus den Kreisen der Schönen und Reichen der „seelenvolle“ Ausdruck, den der Künstler allen seinen Modellen zu verleihen versteht. Die aufgelockerte, bewusst skizzenhafte Darstellung von Kleidung und Hintergrund betont die besagte Ausdruckskraft der im Gegensatz dazu penibel wiedergegebenen Gesichter. Mit Hilfe der vermeintlich unfertigen Teile seiner Bilder begegnet DeCinti der Gefahr einer Überfrachtung mit zu viel Realität.

Postkarten-Ansichten

Sein Kollege Oscar Villalón entgeht dieser Gefahr nicht immer. Seine manchmal etwas allzu glatten und allzu detailgetreuen Abbilder des Realen erscheinen dann ohne jene übergeordnete Form-Idee, die eben ein Abbild erst zum Kunstwerk werden lässt. Problematisch ist in diesem Zusammenhang auch Villalóns Motiv-Wahl. In der Ausstellung hängen ein paar der mittlerweile schon sehr abgenudelten Postkartenansichten von Venedig. Bei der absoluten Mehrheit seiner gezeigten Gemälde und Bleistift-Zeichnungen kann der Künstler jedoch das Abirren in einen vordergründigen Naturalismus geschickt umgehen. Vor allem seine nächtlichen Stadtlandschaften sind wunderbar atmosphärische Kompositionen aus Licht und Dunkelheit, die von allerlei schattenhaftem Leben durchgeistert sind. Auch bei Villalón werden diese Bilder reizvoll durch die Unschärfen an manchen Stellen, durch die wie blinde Flecken wirkenden Lichtreflexe, durch all das nicht Ausgemalte, das Raum lässt für die Fantasie des Betrachters. Ähnliches gilt für die Porträts des Malers. Die gezeichneten Vorstudien faszinieren letztlich mehr als die perfekt ausgeführten, auf Repräsentation zielenden Endfassungen in Öl.

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